Fallbeispiel St. Gallen

Stadt und Swisscom spannen zusammen

Zuerst wollten die Stadtwerke alleine loslegen, um den Einwohnerinnen und Einwohnern von St. Gallen den Weg in die digitale Zukunft zu öffnen. Nun bauen sie zusammen mit Swisscom ein Glasfasernetz bis in die Wohnungen und Geschäfte. Von der Kooperation profitieren am Ende die Kunden.

Am Anfang war Konkurrenz angesagt. Als eine der ersten Städte im Land wollte St.Gallen eine Glasfaser in die Haushalte einziehen, wofür die Stimmbürger mit einem Erdrutsch-Ja 78 Millionen Franken bewilligten. Swisscom kündigte ihrerseits an, die Gallusstadt mit einem Mehrfasermodell erschliessen zu wollen. Nach sechsmonatigen Verhandlungen wurden aus den Konkurrenten Partner, die seit 2010 gemeinsam ein einziges städtisches Glasfasernetz bis in die Wohnungen und Geschäfte bauen.

St. Gallen übernahm damit eine Vorreiterrolle, denn das Modell diente seitdem als Wegbereiter für weitere Kooperationen. Bauherrin und Besitzerin des Glasfasernetzes sind die St. Galler Stadtwerke, Swisscom kann bis zu zwei der vier Glasfasern nutzen. Die übrigen zwei Fasern stehen allen Fernmeldedienst-Anbietern zu gleichen Bedingungen zur Verfügung. Das führt zu einem Wettbewerb, von dem die Kundinnen und Kunden profitieren. Sie haben die uneingeschränkte Wahl, von wem sie Internet, Telefonie und digitales Fernsehen beziehen wollen.

Die Glasfasern werden in die Rohre der Elektrizitätsversorgung eingezogen, die ebenfalls den Stadtwerken gehören. Als die Stadt noch alleine bauen wollte, plante sie, 43‘000 Wohnungen und Geschäfte mit einem Einfasersystem zu erschliessen. Inzwischen sind es 46‘000 Einheiten, die ein Vierfasersystem erhalten. Letzteres sei ein Muss, erklärt Marco Peter, der als zuständiger Ressortleiter bei den St. Galler Stadtwerken den Bau von Anfang an dokumentiert hat: „Wenn man zukunftsorientiert denkt, sind vier Fasern einfach unabdingbar.“

Dass die Glasfasern bis in die Häuser hineinführen müssen, war für die Stadt von Anfang an klar. Zwischenlösungen wie FTTC oder FTTS kamen ebenso wenig in Frage wie der Aufbau eines Parallelnetzes. Die Umstände, welche die dadurch bedingten zusätzlichen Bautätigkeiten ausgelöst hätten, sollten der Bevölkerung erspart werden.

Dank den Synergien zwischen Elektrizitätsversorgung und Telecom bei den St.Galler Stadtwerken geht der Ausbau gut voran. Anfang 2019 wird die flächendeckende Erschliessung mit Glasfasern umgesetzt sein – unter Berücksichtigung der später dazugekommenen Einheiten sowohl zeitlich als auch finanziell wie geplant.


Auf einen Blick – St. Gallen

  • Erschlossenes Gebiet:
    Stadt St. Gallen
  • Fläche:
    39 km²
  • Einwohnerzahl/Anzahl Anschlüsse:
    80‘000 / 46‘000
  • Technologie:
    Fiber To The Home (FTTH), 4-Faser-Modell mit offenem Netzzugang
  • Kosten:
    Stadt St. Gallen 78 Millionen Franken. Gesamtkosten werden nicht publiziert
  • Erschliessung durch:
    St. Galler Stadtwerke und Swisscom
  • Aktuelle Informationen unter:
    http://www.sgsw.ch/glasfaser und www.swisscom.ch/netz