Fallbeispiel Nesslau

Eine Landgemeinde profitiert von Holzschnitzeln

Was als Datenverbindung für ein Fernwärmenetz mit klassischem Kupferkabel geplant war, bescherte Nesslau modernste Glasfasertechnologie. Möglich wurde das kleine Innovationswunder dank dem Zusammenspiel von Gemeinde, regionalem Kommunikationsversorger und dem Holzenergiezentrum Toggenburg (HEZT). Doch die Nachfrage harzt, die Konkurrenz nimmt zu.

Am Anfang war nichts ausser ein paar Satellitenschüsseln und Telefonleitungen. „2009 gab es in unserer Landgemeinde überhaupt keine Kabelnetze für die Telekommunikation“, erinnert sich Rolf Huber, damals Gemeindepräsident von Nesslau-Krummenau. Bis die Genossenschaft HEZT eine Holzschnitzelheizung mit Fernwärmenetz bauen wollte. Zu diesem Zweck sollten die Liegenschaften eigentlich mit einem Kupferkabel zur Heizzentrale verbunden werden. Doch stattdessen gab es im Dorfkern Glasfaser bis in die Wohnungen und Betriebe – zur Freude der Gewerbetreibenden.

Die Idee dahinter: Die Thurwerke AG, ein Toggenburger Elektrizitäts-, Wasser-, Kommunikations- und Wärmeversorger, baut und betreibt das Netz, das Holzenergiezentrum hält das Nutzungsrecht. Beteiligt an der Partnerschaft ist überdies Thurcom als regionale Anbieterin von Kommunikationsdiensten. Die politische Gemeinde stellte Raum für die Glasfasernetzzentrale zur Verfügung. Zudem finanzierte sie den Anschluss der eigenen Liegenschaften wie Schule und Gemeindehaus. Das hatte seinen Preis: Für Fernwärme und Kommunikationsnetz fielen insgesamt Anschlussgebühren von rund 250‘000 Franken an.

Anfang 2011 waren die ersten 90 Liegenschaften, die Fernwärme beziehen, mit dem Glasfasernetz ausgerüstet. Die übrigen Gebäude und Gemeindeteile sollten folgen. Doch nach anfänglichem Boom harzt es: Viele Einwohner haben sich in der kabel- und faserlosen Zeit an den Satelliten gewöhnt. Sie wollen nicht mehr – oder noch nicht – umsteigen. Andere sind mit dem Swisscom-Angebot zufrieden. „Unser Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut, dennoch haben wir Mühe,“ stellt Alex Hollenstein, Geschäftsleiter der Thurwerke AG, ernüchtert fest: „Der Wettbewerb ist härter geworden.“

Und er wird noch härter werden. Denn die Thurwerke liefern in der Gemeinde nur die Wärme, nicht aber den Strom. Dieser stammt von den St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerken AG (SAK), die ebenfalls Glasfaserdienste anbieten, wozu sie die eigenen, flächendeckend ausgebauten Rohranlagen benützen. Die SAK beabsichtigen, in den nächsten Jahren Nesslau ebenfalls mit Breitbandanschlüssen zu versorgen. Und zwar bis in die Wohnungen und Geschäfte hinein.


Auf einen Blick – Nesslau

  • Erschlossenes Gebiet:
    Dorfkern von Nesslau-Neu St.Johann
  • Fläche:
    circa 3 von total 80 km² Gemeindegebiet
  • Einwohnerzahl/Anzahl Anschlüsse:
    3300 / 127 Anschlüsse in 115 Gebäuden
  • Technologie:
    Fiber To The Home (FTTH), 4-Faser-Modell mit offenem Netzzugang
  • Kosten:
    Keine Anschlussgebühr, nach Aufwand
  • Erschliessung durch:
    Thurwerke AG und Genossenschaft Holzenergiezentrum Toggenburg HEZT
  • Aktuelle Informationen unter:
    www.holzenergiezentrum-toggenburg.ch und http://thurwerke.ch